Online-Trading: Die fundamentale Aktienanalyse

Hier erfahren Sie, wo Sie viel mehr Informationen herbekommen, als Sie je brauchen werden. In Form gegossen werden alle Informationen an der Börse aber üblicherweise in zweierlei Form, um Aktien zu vergleichen und so zu Kaufentscheidungen zu kommen:

  • Die fundamentale Aktienanalyse. Hier werden alle Daten analysiert, die mit der wirtschaftlichen Entwicklung eines Unternehmens zu tun haben.
  • Die technische Analyse. Hier werden die Aktienkurse selbst analysiert, ohne Rücksicht, warum sich diese bewegt haben, und daraus Schlüsse gezogen.

Beide "Schulen" haben ihre Anhänger, wobei sich die Argumente wie folgt zusammenfassen lassen:

  • Die Fundamentalanalyse hat ihre Stärke darin, dass es langfristig ohne sie nicht geht, keine Aktie kann sich langfristig von ihrer fundamentalen Basis wegbewegen (deswegen auch so genannt). Natürlich reagieren die Kurse nicht auf jeden wirtschaftlichen Impuls, aber langfristig eben doch, irgendwie. Die technische Analyse ist hingegen so etwas wie Trial-and-Error, und man findet immer Indikatoren, die im Nachhinein gesehen richtig gelegen haben.
  • Die Techniker sehen das hingegen so: Wer an der Börse kurzfristig Geld verdienen will, muss sich auf die technische Analyse verlassen. Eine Aktie kann fundamental noch so gut dastehen; wenn sie technisch nicht "passt", wird sie nicht steigen. Die Fundamentalisten finden im Nachhinein immer ein paar Kennzahlen, warum eine Aktie billig oder teuer war und sich in diese oder jene Richtung bewegen musste.

Auf dieser Seite geht es zunächst um die Fundamentalanalyse.

Der Gewinn pro Aktie

Zu verstehen gibt es bei dieser Kennzahl, zur Abwechslung einmal, relativ wenig: Der Gewinn pro Aktie ist einfach der Gesamtgewinn eines Unternehmens, dividiert durch die Zahl der Aktien, die ein Unternehmen emittiert hat.

Ein Unternehmen macht zehn Millionen Euro Gewinn, und der Gewinn pro Aktie liegt bei 2,5 Euro. Warum? Weil das Unternehmen vier Millionen Aktien ausgegeben hat. Es gibt keinen Gewinn, außer das Unternehmen macht ihn, und die Dividende ist sein Prophet. Soll heißen: Langfristig behält eine Aktie nur ihren Wert, wenn ein Unternehmen Gewinne macht, und eine ausbezahlte Dividende ist der lebende Beweis dafür, dass dieser Gewinn tatsächlich erwirtschaftet wurde.

Sie glauben nicht, dass es möglich ist, Gewinne in die Bilanz zu schreiben, ohne dass man tatsächlich mehr Einnahmen hat als Ausgaben? Ohne hier ins Details gehen zu wollen, gibt es in der Bilanzierung hunderte Möglichkeiten, Gewinne zu zeigen oder zu verstecken oder auch Gewinne zu zeigen, die man gar nicht gemacht hat. Je älter das Unternehmen, je größer es ist und je mehr Tochtergesellschaften es hat, desto leichter ist das möglich.

Der Gewinn pro Aktie wird in Euro bemessen und ist also umso glaubwürdiger, wenn ein Teil davon als Dividende tatsächlich an die Anleger fließt und auch, wenn ein Unternehmen hier eine gewisse Konstanz oder gar immer wieder steigende Gewinne zeigen kann. Zum Vergleich wird meist der Gewinn pro Aktie verschiedener Jahre gegenüber gestellt und es sollte nach oben gehen.

Die Börse ist dabei an den zukünftigen Gewinnen stärker interessiert als an den vergangenen, aus der einfachen Überlegung: alles was sicher ist, ist in den Kursen bereits inkludiert, und alles was vergangen ist, ist sowieso Schnee von gestern. Was zählt, ist die Chance des Unternehmens auf höhere Gewinne, weil damit auch die Chance auf steigende Börsenkurse verbunden ist.

Sagt es also nun etwas aus, wenn ein Unternehmen in diesem Jahr einen Gewinn pro Aktie von 1,50 Euro erwirtschaftet? Nein. Man kann hingegen aus einer Zeitreihe eine weitere Kennzahl ableiten, die in der Folge hilfreich ist: das Gewinnwachstum. Meistens werden hierfür längere Zeiträume herangezogen, zum Beispiel fünf Jahre, und das durchschnittliche Gewinnwachstum pro Jahr errechnet.

Substanzaktien oder Wachstumsaktien

Das sagt für sich aber noch immer wenig aus. Interessant wird es für die Börsianer erst, wenn sie diese Zahl dem Gewinnwachstum vergleichbarer Unternehmen gegenüberstellen. Die nennt man gerne die "Peer-Group", landläufig auch die "Branche" oder die "Konkurrenz" genannt. Die Peer-Group von ExxonMobil ist, siehe http://finance.yahoo.com und "Competitors", BP und ChevronTexaco. Die Peer-Group von General Motors ist DaimlerChrysler, Ford und Toyota Motors. Je höher also das Gewinnwachstum im Vergleich zur Peer-Group, desto höher darf der Kurs einer Aktie sein.

Zwischen den Branchen gibt es dabei auch gewichtige Unterschiede, die man beachten muss, und dabei kommen wir auf die schon mehrfach erwähnte Einteilung zwischen Value (Substanz) und Growth (Wachstum) zurück: Unternehmen aus Wachstumsbranchen verdienen dann höhere Kurse, wenn sie tatsächlich wachsen, denn derzeit ist ja noch vergleichsweise wenig da. Unternehmen mit hoher Substanz wachsen hingegen lange nicht so stark wie Wachstumsaktien, dafür muss man den gegenwärtigen Wert relativ preiswert erstehen können.

Spannend wird es aber erst jetzt, wenn man Gewinn und Gewinnwachstum in Verhältnis zum aktuellen Aktienkurs setzt.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und das PEG

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV, englisch Price-Earnings-Ratio, PER) ist einfach die Division des aktuellen Börsenkurses durch den Gewinn pro Aktie (englisch Earnings per Share, EPS). Je niedriger das KGV, desto billiger ist eine Aktie bewertet: hat eine Aktie ein KGV von fünf, kann man das Unternehmen bereits - theoretisch - zum fünffachen Jahresgewinn kaufen, für eine Aktie mit KGV 30 ist das sechs Mal so viel.

KGVs sind also das Maß, das Börsianer als Zauberstab in der Hose tragen, wie die Maurer den Zentimeterstab. Was aber als billig oder teuer gilt, hängt ab von:

  • dem Branchenvergleich;
  • der Branche;
  • dem Börsendurchschnitt;
  • dem Vergangenheitsvergleich der Branche und des eigenen Unternehmens.

Und schließlich, fast am wichtigsten, dem prognostizierten Gewinnwachstum für die Zukunft. Auch dieses wird seit einiger Zeit in Verhältnis zum Aktienkurs gesetzt - was Kurs-Gewinn-Wachstum (englisch Price-Earnings-Growth; PEG) heißt. Je kleiner diese Zahl, desto billiger ist die Aktie im Vergleich zu ihrem prognostizierten Wachstum bewertet.

Die Dividendenrendite

Damit zur letzten Kennzahl, der Dividendenrendite. Eine Aktie tritt nur dann den letzten Beweis an, dass sie Gewinne auch wirklich macht, wenn sie zumindest Teile davon ausschüttet. Wachstumsunternehmen wird die fehlende Dividende nachgesehen, Substanzunternehmen nicht.

Andere gute Kennzahlen

Cashflow pro Aktie und Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV, KCFV) Der Cashflow ist eine erweiterte Ertragskennzahl, in der mehr zum Ausdruck kommt, wie viel ein Unternehmen erwirtschaftet, als wie viel unterm Strich übrig bleibt: ähnlich wie Gewinn pro Aktie zu sehen; 2006 waren laut onvista.de KCVs von unter fünf im Dow-Jones-Index billig.

Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV)

Wirklich billig sind Unternehmen, die an der Börse weniger kosten als sie Umsatz machten (KUV unter 1,0). Ist aber nur als Daumenformel zu brauchen.

Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)

Es drückt aus, wie teuer ein Unternehmen im Vergleich zum Wert aller Aktiva im Unternehmen bewertet ist; wirklich billig ist ein Unternehmen, das unter seinem Buchwert notiert.

Marktkapitalisierung

Einfach für das Augenmaß ist es oft gut, zu beurteilen, wie viel ein Unternehmen derzeit an der Börse wert ist, und zu überlegen, ob es das wert sein kann. Zur Beurteilung dafür, wie solide ein Unternehmen dasteht, unabhängig davon, wie es die Börse bewertet, gibt es außerdem

  • die Eigenkapitalquote. Je tiefer, desto höher verschuldet ist ein Unternehmen, bei Eigenkapitalquoten unter 20 Prozent sollte man vorsichtiger werden.
  • Einfach die Höhe der Schulden (Verbindlichkeiten) und eine Plausibilitätsbeurteilung, wie schwer sich ein Unternehmen damit tun könnte, dafür Zinsen zu zahlen oder diesen Berg einmal wieder abzutragen.

EGT (Ergebnis gewöhnlicher Geschäftstätigkeit)

Normierte Methode, aus der Bilanz einen Gewinn zu errechnen, wie Jahresüberschuss oder Betriebsergebnis; nur im Vergleich mit Vergangenheitszahlen interpretierbar. Ein Unternehmen muss beispielsweise gut erklären können, warum es zu einem Rückgang oder gar einem Einbruch kam.

EBIT (Earnings Before Interest & Tax)

Seit einigen Jahren bilanzieren alle europäischen, die analysiert werden wollen, nach einem von zwei bestimmten Standards: IAS, der aus Europa kommt, und US-GAAP, der aus den USA kommt. Hand in Hand damit kommen auch Bewertungskennzahlen zu uns, die zu diesen Bilanzierungsrichtlinien passen. EBIT ist einfach noch einmal ein anderer Wert dafür, wie viel einem Unternehmen an Ertrag übrig bleibt, dem Cashflow vergleichbar.

EBITDA (Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization)

Noch einmal eine andere Ertragszahl, die noch breiter verwendet wird als EBIT, weil sie Finanzierungseffekte eliminiert.

EV/EBITDA (auch Enterprise Multiple genannt: Enterprise Value/EBITDA)

Dies ist nun ein Maß, um den Wert eines Unternehmens zu beurteilen. Der EV ergibt sich aus Börsenkapitalisierung (Wert aller Aktien an der Börse, plus Schulden, abzüglich Bargeld und bargeldähnlichen Beständen). Warum werden die Schulden dazu gezählt? Weil das bei einer Übernahme so ist, der Käufer kauft ja die Aktien und muss auch alle Schulden übernehmen, während er Bargeld und Barbestände abziehen und seine Kosten senken kann. Im Unterschied zum KGV versucht EV/EBITDA also darzustellen, wie viel ein potenzieller Übernehmer für ein Unternehmen zahlen würde. Eine niedrige Bewertung deutet an, dass ein Unternehmen unterbewertet ist, weil es nur wenige Jahre braucht, bis der gesamte Kaufpreis über die laufenden Erträge sich "von selbst" bezahlt.