Online-Trading: Wetten auf die Währung

Spekulieren und diversifizieren mit Devisen

Was früher nur den "Großen" vorbehalten war, ist heute auch Kleinanlegern möglich: Von Währungsschwankungen zu profitieren und so obendrein das Risiko seines Portfolios insgesamt zu diversifizieren. Wir zeigen Ihnen, wie man mit Devisengeschäften den Rubel ins Rollen bringt.

Einzelne Währungspaare lassen sich nur sehr schwer bis gar nicht prognostizieren - man kann nur spekulieren. Also wozu noch zusätzliche Währungsrisiken ins Portfolio nehmen? Weil ein gut gemanagtes Währungsinvestment von der Entwicklung anderer Asset-Klassen kaum abhängt (korrelieren mit Aktien 0,2, mit Renten -0,12; DB Research). Es gibt auch immer mehr Finanzprodukte, die mit "begrenztem" Risiko, teilweise sogar mit Kapitalgarantie, auf Währungen spekulieren.

Erst die Prognose, dann die Wette

Bevor man auf Währungen setzt, sollte man sich eine genaue Meinung bilden, in welche Richtung sie marschieren. Ein wichtiges Kriterium ist, ob eine Währung frei konvertierbar ist, man sie also unbeschränkt umtauschen kann. Nicht frei konvertierbar sind etwa der russische Rubel oder der chinesische Yuan, weshalb einige Investmenthäuser auf diese Währungen erst gar nicht setzen, selbst wenn sie ihnen viel Aufwärtspotenzial einräumen.

Man unterscheidet auch zwischen Währungen, die mehr oder weniger an den US-Dollar gekoppelt sind. Eng mit dem Greenback verbunden sind lateinamerikanische Währungen, aber auch die chinesische oder russische - sie steigen und fallen mit dem Dollar. Wer auf einen Anstieg des Rubels bzw. auf die attraktiven brasilianischen und mexikanischen Währungen setzt, geht implizit davon aus, dass auch der Dollar aufwertet.

Währungswetten "Light"

Auf die Währung spekulieren eigentlich alle Europäer, die in Dollar notierte Aktien, Erdöl oder Gold kaufen. Hohe Währungsverluste, die den Kurserfolg häufig überstiegen, erlitten zuletzt Besitzer von US-Aktien. Andererseits profitieren vom schwachen Dollar die US-Exporteure, deren internationale Erlöse beim Transfer nach Hause in die USA mehr wert sind. Die Gewinner seien die großen US-Konsumartikler Procter & Gamble und Altria, die Pharma- und Technologiebranche (Microsoft). Umgekehrt sei der starke Euro nachteilig für Euro-Exporteure (deutsche Autowerte), hingegen seien Europas Telekomwerte minimal von Währungsschwankungen abhängig.

Für den Privatanleger lohne es sich aber kaum, das Währungsrisiko von Aktien zu hedgen, die jährlichen Hedge-Kosten von oft fünf Prozent seien einfach zu hoch.

Fremdwährung in Fonds

Mit 2006 hat es die EU erleichtert, mit Währungen nicht nur zu hedgen, sondern sie als Asset-Klasse zu nützen. Seither boomt die Währungsfondsbranche, die sich Zielrenditen von sechs bis neun Prozent zum Ziel setzt. Man unterscheidet zwischen Fonds, die in höher verzinste Fremdwährungsanleihen investieren, und Währungsfonds, die Termingeschäfte poolen (um Kosten zu sparen und weil nicht alle exotischen Anleihenmärkte liquide genug sind). Wichtig ist bei Fremdwährungsanleihen das Rating des Emittenten.

Wetten mit Fremdwährungskonten

Wer sich selbst genug Währungsexpertise zutraut, kann auch ein Konto in Fremdwährung (für Bargeld oder Geldmarktfonds) bei fast allen heimischen Großbanken eröffnen. Vorsicht: Die Spesen können im Extremfall satte fünf Prozent ausmachen. Bei einem Festgeldkonto zum Beispiel in türkischer Lira ist eine Rendite von rund zwölf Prozent möglich, die Zinsen bekommt man bequem aufs Konto und man wechselt in Euro, wenn ihm der Kurs passt.

Von den Zinsen wird die KESt automatisch abgezogen. Ein Hinweis für alle, die es mit der Steuer nicht genau nehmen: War es früher ein Leichtes, ein Konto im benachbarten Nicht-EU-Ausland zu eröffnen und so der KESt zu entgehen, ist das wegen strenger Geldwäscheregeln bis hin zum Ural kaum noch möglich. Wer aber, sagen wir, gerne auf Urlaub nach Ägypten fliegt, könnte dort bei einer internationalen Großbank wie der HSBC in nicht einmal zehn Minuten ein Konto eröffnen - und dann der KESt-freien Währungsspekulation huldigen. In Ägypten gibt es weder Kapitalertragsteuer noch andere Steuern auf die Erträge. Der Fiskus wird dort erst ab Beträgen von vielen hunderttausend Dollar stutzig. Ähnliches gilt für Tunesien und Marokko.

Devisen-Deals für Fortgeschrittene

Wer eine genaue Vorstellung von einer Währung hat, kann sich einzelne High-Yield-Anleihen ansehen.

Spekulieren mit Hebelprodukten

Grundsätzlich haben Anleger die Möglichkeit zwischen Hebelzertifikaten (Mini-Future) und Optionsscheinen zu wählen. Der Vorteil des Mini-Future ist, dass er nicht von Volatilitäten abhängt, bei Optionsscheinen gibt es dafür keine Knock-out-Barrieren. Bei jedem Optionsschein muss man immer mit dem Risiko des Totalverlustes des eingesetzten Kapitals rechnen.

Daneben kann man mit Turbo-Zertifikaten oder Mini-Futures bei Währungsinvestments den Hebel ansetzen. Dabei gibt es zwei Varianten: Mit Long-Papieren setzt man auf steigende Notierungen, mit Short-Papieren dagegen auf fallende.

Währungsroulette für Hartgesottene

Diese Strategie ist ein beinharter "Carrytrade" und nur für Profis, die um das Risiko Bescheid wissen, denn es handelt sich um eine doppelte Spekulation: Man verschuldet sich in einer niedrig verzinsten Währung und legt das Geld in einer hochverzinsten Währung an. Geht die Spekulation auf, fällt die Währung, in der Sie den Kredit haben und jene, in die Sie veranlagt sind, steigt oder bleibt gleich. Spekulieren kann man auch mit Hedge-Fonds, wenn man in die Expertise des jeweiligen Managers voll vertraut (Nachteil: oft wenig Transparenz, Ausstieg nicht täglich möglich).

Rechenhilfe für Währungswetten

Wechselkurse lassen sich nicht wie Aktien fundamental analysieren. Als Indikator dienen laut LGT-Bank die Zinsdifferenzen: Nehmen wir an, in Währung A liegt der Zwölf-Monats-Zinssatz bei zwölf Prozent, in Währung B bei fünf Prozent. Legen Sie 100 Geldeinheiten Lokalwährung auf ein Jahr an, so hätten Sie bei Währung A nach einem Jahr 112, bei Währung B nur 105 Geldeinheiten. In einer freien, globalen Geldwirtschaft sollte jedoch dasselbe herauskommen. Fazit: 112 Geldeinheiten der Währung A sollten in einem Jahr so viel wie 105 Geldeinheiten der Währung B wert sein. Dafür müsste die Währung B binnen eines Jahres um 112/105=1,067 - also um 6,7 Prozent aufwerten. Ist das nicht der Fall, verschulden sich sofort Spekulanten in der niedrig verzinsten Währung und legen in der hochverzinsten Währung ihr Geld an. So funktionieren Carrytrades.

Währungsplattformen für Profis

Wer noch eins draufsetzen will und von einer bestimmten Währungsentwicklung felsenfest überzeugt ist, kann wie die Profis handeln, z. B. mit der Plattform CMC Markets (www.cmcmarkets.at) oder FXdirektBank (www.fxdirekt.de). Dabei wird vorhandenes Kapital gehebelt und man kann so mit einem Vielfachen des eingesetzten Geldes auf die Kursunterschiede bestimmter Währungspaare setzen. Je stärker die Kursausschläge, desto höher die Gewinnchancen - wenn man die richtige Richtung erwischt hat. Dazu ein Beispiel: Dollar/Yen wird mit 117,00/117,03 quotiert, was die Geld-Brief-Preisspanne für Dollar gegen Yen widerspiegelt. Wer meint, dass der Dollar zum Yen steigen wird, könnte z. B. 500.000 Dollar zum Briefkurs von 117,03 kaufen und so eine sogenannte "Long Position" aufbauen. Später liegt die Quotierung z. B. bei 117,65/117,68. Um die Position zu schließen, wird zum Geldkurs von 117,65 verkauft. Der Gewinn sind dann 310.000 Yen. Eine Online-Tradingplattform bietet auch die Heyder Krüger & Kollegen www.fxflat.de. Nicht alle Online-Trading-Plattformen sind seriös: Hier sollte man besonders prüfen, wem man sein Geld anvertraut...

Wissenswerte Web-Seiten für Währungs-Deals

Literatur zum Thema "Währungswetten":